Ich möchte hier den Faden fortführen, der gerade bei einem anderen Thema am Rande angesprochen wurde.
Zuerst ein paar Vorbemerkungen:
*als wir vor ca. 15 Jahren angefangen haben mit Garten, da hatte ich eigentlich von gar nichts Ahnung, schon gar nicht von Ackerwinden
*gelernt habe ich hauptsächlich durch Fehler, später dann einiges im Gespräch mit anderen (Hobby-)Gärtnern
*die Fläche (ca. 150qm), die wir als Gemüsegarten betreiben, war schon früher Garten gewesen, lag aber einige Jahre brach.
Im ersten Jahr war ich spät dran, ein hilfsbereiter Nachbar hat mir deshalb mit einer Motorhacke den Boden gelockert.
EIN SCHWERER FEHLER !!
Die Ackerwinden waren schon da, durch die Motorhacke haben wir die Pflanzen vervielfacht, jedes kleinste Wurzelstückchen wird zu einer neuen Pflanze!
Mit der Zeit erkennt man dann das Problem, die Ackerwinden sind nicht überall gleichmäßig, ich habe Flächen, da sind nur 3-4 Pflanzen pro qm, leider aber auch Bereiche, mit 15-20 Ackerwinden pro qm.
Anfangs habe ich versucht, die Ackerwinden auszugraben, teilweise bis zu einem Meter tief waren meine Löcher - mein direkter Nachbar hat mich nur ausgelacht, weil ich mir die unnötige Arbeit gemacht habe. Extrem unnötig! Die Ackerwinden haben keine 4 Monate gebraucht, waren sie wieder an der Oberfläche.
Dann habe ich mal rumgefragt, was die anderen so machen. Die meisten haben die Winden in kleinen Abständen einfach abgezupft, ein älterer Herr aus Sizilien, hat die 5-6cm tief mit einer Malerspachtel abgestochen und rausgezogen. Damit hat er sich immer einen Vorsprung verschafft, aber trotzdem oben angefangen mit dem Stechen, wenn er unten fertig war.
Dieses Prinzip habe ich übernommen, nur benutze ich ein Spargelmesser und kann so (mit viel Erfahrung inzwischen) in 12-15cm Tiefe abstechen und habe so einen gewissen Vorsprung. Und damit auch mal 2-3 Wochen Ruhe vor der nächsten Aktion.
Die Tiefschläge:
*da war vor allem das Mulchen, angefixt durch das Forum hier und durch eine erfahrene Nachbarin habe ich eine Fläche gemulcht mit dem Grünzeug, das eben angefallen war. Das Mulchen war im Prinzip ein Erfolg (bezogen auf meine Nutzpflanzen), aber die Ackerwinden haben unter der Mulchschicht fröhliche Urstände gefeiert und sich vermehrt ohne Ende.
Nach drei Jahren habe ich mehr als die Hälfte der Fläche als Anbaufläche aufgegeben, weil die Ackerwinden unüberwindlich waren, die haben im Verband sogar robuste Pflanzen wie Sellerie + Mangold auf dem Boden gehalten, waren dann so verfilzt, da ging nichts mehr.
Sprich: Meine Erfahrung ist, Mulchen funktioniert nicht bei übermäßigem Anteil von Ackerwinden.
*anfangs habe ich die rausgestochenen Ackerwinden einfach auf den Kompost geworfen. Ein weiterer schwerer Fehler! Ich habe gute drei PKW-Anhänger mit Kompost zur Erddeponie gefahren, weil er durch und durch mit Ackerwinden verwurzelt war, die dort nicht mehr rauszubekommen waren.
*"...treffen sich Hobby-Gärtner: ...spätestens die dritte Frage ist, was machst du gegen Ackerwinden...?"
Auf diesem Wege bin ich auf einen früheren Nachbarn gestoßen, der wissenschaftlicher Mitarbeiter der UNI Hohenheim war an einer Außenstelle hier in der Nähe (Augustenberg). Er hat mehr als zwei Jahrzehnte mit Ackerwinden geforscht, mit Sondergenehmigungen auch mit Mittel die es gar nicht geben darf, zumindest aber hier verboten sind. Sein abschließendes Fazit: Es gibt KEIN chemisches Mittel, das auf Dauer gegen Ackerwinden hilft, spätestens nach drei Jahren waren die Pflanzen restistent.
Trotzdem eine positive Vorausschau!
Auf oben genannten Wege bin ich auf einen alten erfahrenen Landschaftsgärtner gestoßen, schon in Rente, mit einem herrlichen Garten (leider auch mit Ackerwinden...).
Mit ihm bin ich oft gesessen, gemütlich was gegessen + getrunken, vor uns hin sinniert - irgendwann sagt er, er kennt eine ganze Menge alter bis uralter Bauerngärten, bei denen sind Ackerwinden gar nicht bis vernachläßigbar verhanden. Wir haben dann überlegt, woran das liegen könnte. Den einzigen gravierenden Unterschied, den wir letztendlich rausfinden konnten, war: Diese Gärten werden min. 2x im Jahr umgegraben...???!!!
Aber wer will das schon? Wo wir uns doch der naturnahen bodenschonenden Bearbeitung verpflichtet sahen?
Auf jeden Fall haben wir zwei, in unseren beiden Gärten, jeweils eine Versuchsfläche eröffnet, dazu eine Vergleichsfläche. Ich habe sinnigerweise die nach dem Mulchen stillgelegte Fläche genommen und siehe da nach vier Jahren mit 3x komplett tief Umgraben pro jahr schwächelt die Ackerwinde, wird weniger, ändert die Farbe, die richtig kräftigen Pflanzen verschwinden zunehmend.
Noch wissen wir nicht, ob es auf Dauer tatsächlich funktioniert, aber es sieht gut aus.
Durch gesundheitliche Probleme habe ich fast die Hälfte meiner Fläche mit Mulchfolie abgedeckt, sonst hätte ich den Garten nicht mehr bewältigen können. In den letzten Tagen habe ich Folie abgenommen...
...darunter herrlicher (fast) blanker Boden grümmelig feucht, aber mit gespenstig grauen meterlangen blattlosen Ackerwinden, die Pflanzen haben sehr ökonomisch nur 3-4 Triebe pro Pfanze und überall wo nur die geringste Ritze ist, kommen die durch und machen sofort Blätter in großer Zahl.
Für mich heißt das wohl, daß ich ab + an die Folie zurückklappen muß um Winden zu stechen.
Meine klapperigen Knochen werden wohl nie mehr die ganzen 150qm mehrmals im Jahr umgraben können.
lg. GeO
Ackerwinden
Moderator: Blütenmehr
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Re: Ackerwinden
hallo liaam - danke für deinen Bericht, ich halte die Ackerwinden auch für die schlimmsten Ärgernisse im Garten. Dem nahe kommt nur noch der Schachtelhalm, aber der hat zum Glück nicht so viel Blätter und kann nicht ranken.
Ich habe einen Garten, der völlig mit Winde durchwurzelt ist. Das Hauptproblem entsteht vor allem bei den Stauden, da hilft nur jäten - interessanterweise haben sie bei der Süssdolde keine Chance, ich denke es liegt daran dass sie schon sehr früh ihre Blätter schiebt und die Winde relativ spät treibt, die Blätter der Süssdolde bedecken die Erde sehr dicht, was die Winde wohl nicht mag. Bei ausdauernden Alliumarten, sieht das schon anders aus. Da muss ich 3-4 mal im Jahr jäten. Ansonsten halte ich die Winde im Zaum indem ich so oft wie möglich zwischen den Reihen hacke, die Pflanzen spät setze und dann noch 1-2mal in der Reihe jäte.
LGLudwig
Ich habe einen Garten, der völlig mit Winde durchwurzelt ist. Das Hauptproblem entsteht vor allem bei den Stauden, da hilft nur jäten - interessanterweise haben sie bei der Süssdolde keine Chance, ich denke es liegt daran dass sie schon sehr früh ihre Blätter schiebt und die Winde relativ spät treibt, die Blätter der Süssdolde bedecken die Erde sehr dicht, was die Winde wohl nicht mag. Bei ausdauernden Alliumarten, sieht das schon anders aus. Da muss ich 3-4 mal im Jahr jäten. Ansonsten halte ich die Winde im Zaum indem ich so oft wie möglich zwischen den Reihen hacke, die Pflanzen spät setze und dann noch 1-2mal in der Reihe jäte.
LGLudwig
Re: Ackerwinden
Ähnlich wie bei Dir die Süssdolde, habe ich hier den kriechenden Hahnenfuß, der wird auch früh groß + krautig und hält so die Ackerwinde am Boden. Verdrängen tut er aber nicht, die Winde bleiben lediglich klein und am Boden, sie rankt nicht am Hahnenfuß hoch.
Aber die Auswahl ist wohl ähnlich wie Pest und Cholera...??!!
lg. GeO
Aber die Auswahl ist wohl ähnlich wie Pest und Cholera...??!!
lg. GeO
Re: Ackerwinden
...sind die Ackerwinden schon unüberwindlich, geht es auf jeden Fall noch schlimmer...
Unser Garten schließt ans offene Feld an, das landwirtschaftlich genutzt wird. Von da sind jetzt Zaunwinden unter der Gartenmauer durchgewachsen und haben sich schon fast eineinhalb Meter in meine Beete vorgearbeitet.
Das Ausgraben der Zaunwinden ist noch viel aufwendiger als bei den Ackerwinden. Die Wurzeln sind zwar dicker, aber dermaßen spröde, das sie beim Anfassen in viele Stücke zerbrechen und mühsamst auf dem gelockerten Boden eingesammelt werden müssen. Auch haben die Zaunwinden (im Gegensatz zur Ackerwinde) Feinwurzeln, von denen ich noch nicht weiß, ob die Ableger bilden können?!
Dummerweise kannte ich die Zaunwinden-Wurzeln noch nicht, als ich auf diesem Beet die Schwarzwurzeln ausgegraben habe, ich hatte sie für Graswurzeln gehalten, das Gras hatte ich aber einigermaßen im Griff. So habe ich die Zaunwinde mal wieder selber vervielfacht, und jedes geteilte Wurzelstückchen ist natürlich weitergewachsen. Das Beet wäre nicht nutzbar gewesen ohne ausgraben.
Langsam verliere ich den Spaß am Ganzen...
lg. GeO
Unser Garten schließt ans offene Feld an, das landwirtschaftlich genutzt wird. Von da sind jetzt Zaunwinden unter der Gartenmauer durchgewachsen und haben sich schon fast eineinhalb Meter in meine Beete vorgearbeitet.
Das Ausgraben der Zaunwinden ist noch viel aufwendiger als bei den Ackerwinden. Die Wurzeln sind zwar dicker, aber dermaßen spröde, das sie beim Anfassen in viele Stücke zerbrechen und mühsamst auf dem gelockerten Boden eingesammelt werden müssen. Auch haben die Zaunwinden (im Gegensatz zur Ackerwinde) Feinwurzeln, von denen ich noch nicht weiß, ob die Ableger bilden können?!
Dummerweise kannte ich die Zaunwinden-Wurzeln noch nicht, als ich auf diesem Beet die Schwarzwurzeln ausgegraben habe, ich hatte sie für Graswurzeln gehalten, das Gras hatte ich aber einigermaßen im Griff. So habe ich die Zaunwinde mal wieder selber vervielfacht, und jedes geteilte Wurzelstückchen ist natürlich weitergewachsen. Das Beet wäre nicht nutzbar gewesen ohne ausgraben.
Langsam verliere ich den Spaß am Ganzen...
lg. GeO