Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Hier geht es um Anbaumethoden und Tipps bei Anbauproblemen

Moderator: Blütenmehr

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forumadmin
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Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von forumadmin »

So einen Sommer wünschen wir uns ja schon ein paar Jahre, nun ist er da. Nun geht aber auch ganz schön das Wasser weg. Gut hats, wer einen Brunnen oder einen Bach anzapfen kann, denn das Regenwasser ist nun wohl auch in den größten Behältern langsam alle.

Ich hab mir nun aus aktuellem Anlass ein paar Gedanken zum Gießen gemacht. Aus meiner langjährigen Praxis trug ich mal ein paar Punkte zusammen.

http://www.dreschflegel-saatgut.de/info ... iessen.php

Gern kann sich da eine Diskussion draus entwickeln.

LGLudwig
liaam
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von liaam »

Hallo Ludwig, sehr informative Zusammenfassung - vielen Dank dafür!

Bei uns liegt ja inzwischen fast im kompl. Garten eine Mulchfolie, hauptsächlich gegen das alles überwuchernde Unkraut, speziell die Vogelmiere im Verbund mit den Ackerwinden.
Aber dadurch wird auch sehr gut das Wasser in der Erde gehalten und besser verwertet, weil ich nur min. Öffnungen dort habe, wo ich die wirklich brauche.

Wenn ich 10 Jahre jünger wäre, würde die Tröpfchenbewässerung einrichten. Vor Jahrzehnten war ich als Maschinenbau-Student beteiligt, ein Labyrinth-System zu entwickeln, mit dem in Israel wüstenartige Landschaften in blühende Gärten verwandelt wurden. Es gibt da sehr effiziente und einfache Mittel, bei mir wäre es jetzt nicht um Wasser zu sparen (wir haben einen uralten Brunnen in der Scheune), sondern einfach um etwas mehr zeitliche Unabhängigkeit zu haben.

Jetzt habe ich einfach einen viel zu langen dicken Industrieschlauch verlegt, der mehrfach im Garten hin- und hergezogen ist, dort wird tagsüber das Wasser vorgewärmt und damit fange ich bei den empfindsamen Pflanzen an, wenn diese Menge nicht reicht, dann kommt halt irgendwann das kalte Brunnenwasser nach. Über Zwischenspeicher habe ich nachgedacht, aber hauptsächlich haben mich die Kosten dafür abgeschreckt.

Ich gieße abends (das Schneckenproblem habe ich nicht, wegen meinem gutfunktionierenen Schneckenzaun), wie ich das in bei einem Studentenjob in einer Gärtnerei gelernt habe: dreistufig mit "Angiesen" (um die Erde aufnahmefähig zu machen), Vollbad" und abschließendes "Sattmachen". Momentan bei der Hitze gieße ich zusätzlich morgens nochmals kurz über Sellerie, Zwiebeln und Bete, wenn die Sonne noch nicht zu hoch steht, also nicht regelmäßig, auch den Rosen- und Grünkohl.

...für heute ist aber Regen angesagt... - wird höchste Zeit! Weil Bäume + Büsche gieße ich grundsätzlich nicht, auch das Gras nicht, da tut ein anständiger Regenguß not.


lg. GeO
forumadmin
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von forumadmin »

Danke für deinen Beitrag zum Thema, da sind ein paar Anregungen drin, die ich gerne noch in meinen Artikel aufnehmen würde.
Wenn ich 10 Jahre jünger wäre, würde die Tröpfchenbewässerung einrichten. Vor Jahrzehnten war ich als Maschinenbau-Student beteiligt, ein Labyrinth-System zu entwickeln, mit dem in Israel wüstenartige Landschaften in blühende Gärten verwandelt wurden.
was ist das für ein Labyrinth-System? Ist es eine Wasserversorgung unter der Erde?

Bei meinen Folien-Tunneln mach ich das so ähnlich (hab ich im Artikel auch nicht erwähnt) In die Tunnel kommt ja nie Wasser rein, nur im Winter wird das Grundwasser nach oben gezogen. In normalen Jahren brauch ich im Folientunnel nicht zu gießen, da dann die Pflanzen selbständig an das Grundwasser kommen, aber wenn es 4 Wochen trocken ist brauchen auch diese Pflanzen Wasser. Dafür habe ich zehner Drainagerohre 20cm tief in die Erde gelegt und lasse dort Wasser rein, und zwar ziemlich viel, gerade soviel, dass der Unterboden völlig durchfeuchtet wird, aber auf dem Oberboden die Erde trocken bleibt. So verdunstet kein Wasser durch die Erde und auch die Unkrautsamen in der oberen Schicht können nicht keimen, aber die Pflanzen sinds zufrieden.
Ich gieße abends (das Schneckenproblem habe ich nicht, wegen meinem gutfunktionierenen Schneckenzaun), wie ich das in bei einem Studentenjob in einer Gärtnerei gelernt habe: dreistufig mit "Angiesen" (um die Erde aufnahmefähig zu machen), Vollbad" und abschließendes "Sattmachen".
Ja das ist ein guter Hinweis, so genau hab ich das nicht erklärt, ist aber wichtig.
...für heute ist aber Regen angesagt... - wird höchste Zeit! Weil Bäume + Büsche gieße ich grundsätzlich nicht, auch das Gras nicht, da tut ein anständiger Regenguß not.
Hier kam jetzt total viel Regen runter, so dass die Gullis überliefen, aber nur kurz, das konnte der Boden so schnell gar nicht aufnehmen - es sind je nach dem ob das Wasser ablief oder stehenblieb z.T. nur ein paar Zentimeter feucht geworden.

Und dass man den Rasen und Büsche und Bäume nicht gießen muss werd ich auch noch nachtragen.

LGLuwig
liaam
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von liaam »

forumadmin hat geschrieben: ...was ist das für ein Labyrinth-System? ...
das ist relativ einfach, aber kompliziert zu erklären...

Die Voraussetzungen waren dort andere: kein vernünftig erreichbares Grundwasser, sandiger Untergrund, hohe Temperaturen, immer ziemlich windig.

Das wichtigste war, daß möglichst viel Wasser von der Pflanze aufgenommen werden kann und möglichst wenig Wasser verdunstet.
Ganz einfach erklärt sieht das so aus, das sind zwei Kunststoffteile (billigste Kunststoff-Spritzguß-Massenteile ohne Nacharbeit), die einen zentralen Wasserdurchgang haben und durch Verdrehen wird ein Labyrinth mehr oder weniger druckdurchlässig gemacht. Jede Pflanze hat ein Labyrinth, deshalb mußte was entwickelt werden, das wesentlich preiswerter ist als ein (Kugel-)Hahn, das nicht anfällig ist für eindringenden Sand und das universell an (fast) jeden Durchmesser von Rohren + Schläuchen angebaut werden kann.

Das Wasser wird in ein Leitungssystem gedrückt, wenn möglich aus Hochbehälter, wenn nötig mit zentral betriebener Pumpe, durch gut durchdachte Leitungsquerschnitte wird der Druck möglichst überall im System in etwa gleich gehalten. Das Wasser tropft im eingestellten Intervall aus dem Labyrinth. Das Labyrinth läßt immer die die gleiche Menge durch, die Regelung erfolgt über das Zeit-Intervall. Sprich viel Wasser gibts durch kurze Intervalle, weniger Wasser durch längere Intervalle. Und das Wasser läuft 24Std./Tag.

Vor Ort wurde für jede Pflanze eine Kuhle ausgehoben, als Windschutz, etwas Starter-Substrat eingebracht, gepflanzt und bewässert, von alleine (?) hat sich eine Humusschicht entwickelt, die dann immer wieder weiter benutzt wurde. Ich habe Fotos gesehen, am Anfang waren das wirklich grüne Pflanzen auf einer Sandfläche, später haben sich dann im Sand kreisrunde "Erdlöcher" entwickelt, die bei engstehenden Pflanzen auch mal zusammenhängend wurden.


Leider habe ich die Teile hier nie mehr irgendwo gesehen, keine Ahnung, ob die überhaupt noch im Einsatz sind, ob die jemand vertreibt. Aber die Kunststofftechnik macht ja inzwischen dermaßen billige Kugelhahnen, da ist mit passenden Verzweigern und Schläuchen auch eine preiswerte Tröpfchenbewässerung realisierbar.

lg. GeO
Suse
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von Suse »

Ich bin ein Vertreter von wenig Gießen. Pflanzen haben ein überraschend großes Wurzelwerk in einem guten, tiefgründigen Boden, laut Becker Dillingen z.B die Tomaten bis 1,5 m Tiefe und 1,25 m horizontale Fläche. Gibt man, wie bei Tomaten üblich, einen Topf in die Erde zum Begiessen, kann man erkennen, daß die Wurzeln sich dort hinziehen, sie bevorzugen also den leichteren Weg, um an Wasser zu kommen. Eine Giesspause kann dann negative Folgen haben.
Auch gründliches Giessen läßt das Wasser nicht mehr als 20 oder 30 cm eindringen, Pflanzen mit tiefer Wurzelentwicklung nützt das dann auch nicht sehr.
Lax gesagt, sind sie wie die Menschen: neigen zur Bequemlichkeit und benötigen leichten Mangel um zu guter Form aufzulaufen.
Wenn die Beete noch mit einer Mulchschicht abgedeckt sind, hält sich dann bei einem lehmigen Boden die Giessarbeit auch bei dieser langen Hitze in Grenzen.
liaam
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von liaam »

tja, man muß halt Prioritäten setzen...

in diesem Jahr konnte ich gesundheitlich bedingt erst im Mai mit dem Garten anfangen, Mai war aber im Dauerregen untergegangen, die ersten Samen + Pflanzen kamen in der ersten Juni-Woche in den Boden - so, und wenn es dumm läuft, dann haben wir hier Ende September schon die ersten Nachtfröste.

Kann man sich an den Fingern abzählen, wie viel Zeit bleibt - wenn ich dann noch warte (besonders bei der Hitze der letzten Zeit) bis alle meine Pflanzen genügend und tiefes/breites Wurzelwerk gebildet hat, bis dahin einige das Zeitliche gesegnet haben, dann kann ich es insgesamt lassen!

Oder anders ausgedrückt, mir fehlt die Imagination, zu Weihnachten frische reife Tomaten vom Freiland zu ernten.


lg. GeO
Suse
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von Suse »

Das sind bei Dir dann wohl nicht so optimale Bedingungen.
Ich ernte jetzt jedenfalls die ersten ungegossenen Tomaten.
forumadmin
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von forumadmin »

Auch ich habe meine Tomaten, selbst unter Dach noch nicht gegossen und sie liefern mir seit 2 Wochen reife Tomaten, die Pflanzen sehen sehr gesund und kräftig aus. In meinem Folientunnel habe ich Paprika stehen, die mit der Trockenphase nicht so gut zurechtkamen, sie wollten nicht wachsen und auch die Früchte blieben klein, so hab ich vor einer Woche Wasser eingeleitet und ich hab den Eindruck nun fühlen sie sich wohl.

LGLudwig
Suse
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von Suse »

forumadmin hat geschrieben:Auch ich habe meine Tomaten, selbst unter Dach noch nicht gegossen und sie liefern mir seit 2 Wochen reife Tomaten, die Pflanzen sehen sehr gesund und kräftig aus.
Da bin ich beruhigt, daß ich nicht allein mit meiner Nichtgiessstrategie da steh.
Allerdings unter dem Tomatendach hab ich mirs nicht getraut, weil sich die Erde dort so knochentrocken anfühlt, aber wahrscheinlich ist die Feuchtigkeit in 50 cm Tiefe genauso wie woanders.

Viele andere Gemüsepflanzen können ohne künstliche Wasserzufuhr recht gut leben ( Kartoffeln, Bohnen Erbsen, Knoblauch und, wie ich finde, auch rote Beete). Aber die Erwartung auf Höchstertrag erfüllen sie dann nicht.

Gruß von Susanne
forumadmin
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von forumadmin »

Da bin ich beruhigt, daß ich nicht allein mit meiner Nichtgiessstrategie da steh.
Allerdings unter dem Tomatendach hab ich mirs nicht getraut, weil sich die Erde dort so knochentrocken anfühlt, aber wahrscheinlich ist die Feuchtigkeit in 50 cm Tiefe genauso wie woanders.
es hängt natürlich auch davon ab, wie der Boden und der Unterboden beschaffen ist - ich habe Lehmboden, der die Feuchtigkeit gut hält und einen Ton-Unterboden, der die Feuchtigkeit auch hält. Natürlich muss gehackt oder gemulcht werden.
Viele andere Gemüsepflanzen können ohne künstliche Wasserzufuhr recht gut leben ( Kartoffeln, Bohnen Erbsen, Knoblauch und, wie ich finde, auch rote Beete). Aber die Erwartung auf Höchstertrag erfüllen sie dann nicht.
Gerade habe ich wieder einen Garten besichtigt in dem nicht gegossen wurde, die Bohnen hatten dort am meisten gelitten - kleine kranke Pflänzchen mit maximal 3 Hüls-chen. Die Bete stand gesund, aber minimaler Knollenansatz. Erbsen und Puffbohnen wurden gelb wegen Nährstoffmangel, haben aber guten Ertrag - Knoblauch musste raus (wegen abgestorbener Wurzeln und Gefahr des Faulens im Regen) und war sehr klein.
Ich baue zwei Sorten Bete an, die eine kommt einigermassen mit Trockenheit zurecht (nur gelbliche Blätter), die andere Sorte wird bei Trockenheit krank und verliert alle Blätter und treibt erst wieder Blätter, wenns zu regnen anfängt.

LGLudwig
Suse
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von Suse »

Das heißt, Wasserbedürftigkeit richtet sich nicht nur nach der Bodenqualität, neben den verschiedenen Arten und auch nach der Sorte.
Dieses 'Trockenheitsgen' wird sicher bei modernen Gemüsezüchtungen nicht berücksichtigt.
forumadmin
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von forumadmin »

Das heißt, Wasserbedürftigkeit richtet sich nicht nur nach der Bodenqualität, neben den verschiedenen Arten und auch nach der Sorte.
genau
Dieses 'Trockenheitsgen' wird sicher bei modernen Gemüsezüchtungen nicht berücksichtigt.
Damit meinst du sicher die C4-Pflanzen? Die klassische Züchtung kann da nix machen, da es in der Art schon drin ist, eine gewollte Übertragung auf andere Arten aber nur mit Gen-Technik erreichbar wäre. Und ob daran gearbeitet wird weiß ich nicht.
LGLudwig
Suse
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von Suse »

[/quote]Damit meinst du sicher die C4-Pflanzen? [/quote]

Nein, ich meinte die genetischen Eigenschaften von den unzähligen früheren Landsorten und Auslesen, die an das regionale Klima angepasst waren, wie z.B. an trockene Landstriche.

Gruß von Suse
forumadmin
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Re: Gießen ja oder nein und wenn nein wie oft nicht? :)

Beitrag von forumadmin »

Nein, ich meinte die genetischen Eigenschaften von den unzähligen früheren Landsorten und Auslesen, die an das regionale Klima angepasst waren, wie z.B. an trockene Landstriche.
Oke - ja - von diesen Eigenschaften ist viel verloren gegangen, als diese Sorten verschwanden.
Die Züchtungsziele heutiger Züchter sind vor allem immer weiter an der Ertragssteigerung zu arbeiten (schnelle Verwertung künstlicher Dünger) und an zweiter Stelle an Resistenzen gegen Krankheiten (die dann oft schnell wieder geknackt werden) - besser wäre es die Pflanze im Ganzen toleranter zu bekommen.
Klimaanpassung ist für die kein Thema, da man da dann lieber in anderen Ländern produziert, wo die eigene Sorte gut wächst.
LGLudwig
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